Walter Schäfer

"Corporibus caecis igitur natura gerit res"

Lukrez, De Rerum Natura 1/329

Leserbrief: Energie im Wandel

Back

FAZ: "Energie im Wandel" von (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.06.2011, Nr. 149, S. B13 ff.)

Stoff zum Nachdenken. KERNKRAFT: Danke nein. Dieser Slogan impliziert logischerweise, dass man auch zur Sonne „Danke, nein“ sagt. Und nicht nur das : zu allen Sternen im Universum. Blanke Kernkraft. Die Semantik der bekennenden Atomkraftgegner ist schlampig. Und warum nicht auch Auto: Danke nein! Ausstieg. Tabak und Alkohol (zwei gefährliche Landwirtschaftsprodukte): Danke nein! Ausstieg. Theologie: Danke nein! Ausstieg.

Dort übernimmt niemand die Verantwortung für die Folgen der Erfindungen der generell praktizierten instrumentellen Vernunft. Faktenfern. Überall flächendeckend Tote und Elend durch die Geschichte bis in die Gegenwart.

Und warum macht ganz Deutschland heute noch wegen Tschernobyl so in die Hosen, dass die Stoffwechselprodukte über den Gürtel quellen? Google, Wikipedia, Tschernobyl: Wer macht sich denn da noch schlau zu diesem Exempel sowjetischer Ärmlichkeit bei Managment und Technologie?

Schon 1986 machte eine Darstellung des Zentralkommittees der Sowjetunion den Wahnsinn klar, einen absurden Bastlertest zu fahren mit einem Kernreaktor. Prawda, Neues Deutschland, FAZ. Eine Seminarrechnung zur technischen Thermodynamik hätte genügt, um sich vorzustellen, was da bei einem Graphitreaktor (80 t Graphit in Flammen) herauskommt. Fukushima: Wassereinbruch und Kurzschluss im Stromaggregat und im Notstromaggregat. Das ist auch kein Modell für Technologiehöhe und Managment-Umsicht.

Wir hatten bei Euratom eine ganze Abteilung (Siebker), die den Erfahrungsaustausch bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb von Kernkraftwerken durch die damalige Gemeinschaft hin organisierte. Das hat in der ganzen Gemeinschaft Früchte getragen. Diese Industrie in Europa verdient nicht, dass man ihr das Vertrauen entzieht.

Es ist auch überschaubar und hochwahrscheinlich, dass man da nicht hinkommt, wo die Mehrzahl der Deutschen mit ihren Politikern hin wollen. Noch mehr Schulden machen? Noch mehr instrumentelle Vernunft? Eine byzantinische Zukunft vorbereiten? Nein, Danke.


Portocheli, 02.07.2011