Keine übernatürlichen Kräfte
BackZum Thema: "Okkultismus" (F.A.Z. Leitartikel vom 9. März)
Eckhart Kauntz führt zum Thema Okkultismus an (F.A.Z. vom 9. März), dass die Beweggründe Jugendlicher für die Hinwendung zum Okkultismus in erster Linie Neugier sind. dass aber auch Defizite in der religiösen Erziehung und die Identitätssuche der Jugendlichen eine Rolle spielen. Ich möchte nachdrücklich auf Defizite in der naturwissenschaftlichen Erziehung hinweisen. denn ım gesamten Universum gibt es keine ausser- oder übernatürlichen Kräfte. Die vier Grundkräfte wirken Schöpfung als Prozess und Produkt durchgehend durch das gesamte Universum. Die Trennung von Materie und Geist ist absurd und von Leuten erfunden, die vom Mikrokosmos nichts verstehen, aus dem alle Gesetze aufsteigen und das Universum durchdringen. Schöpfung läuft völlig frei von Teleologie. und bei den Temperaturen des Urknalls konnte es keinen organisierten Geist geben. Dieser ist gebunden an die funktionstüchtige Neurochemie unseres Hirns, das nur in dem engen Temperaturbereich zwischen 35 und 42 Grad Celsius arbeitet.
Seele reicht nicht über den Tod hinaus, stirbt für immer mit dem letzten Atemzug (Lukrez im alten Rom).
Im Umgang mit der Schöpfung sind Geisteswissenschaftler auch heute noch so hartleibig wie die zehn Kardinäle, die über Galilei urteilien und feststellen, dass die Erde nicht um die Sonne läuft, was sie seit 4 bis 5 Milliarden Jahren stetig-gemächlich tut, Wenn Verständnis für die Schöpfung so armselig ist und bleibt im Lager der Geisteswissenschaftler (Philosophen, Theologen, Soziologen), dort, wo sie als Weltbildlieferanten auftreten, dann muss man Konrad Lorenz recht geben. wenn ersagt, dass der Mensch das einzige Tier ist, das jeden, aber auch den abselutesten Blödsinn glaubt, auch das, was beim Okkultismus bewegt wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.1988